Das Problem betrifft fast alle Unternehmen in Deutschland
In den vergangenen zwei Jahren seien fast 40 Prozent aller deutschen Unternehmen von kriminellen Angriffen im Wirtschaftsbereich geschädigt worden. Das ist das Ergebnis einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers. Deutschland habe damit leicht über dem westeuropäischen Durchschnitt von 34 Prozent gelegen. Die häufigsten Delikte seien Veruntreuung und Cybercrime - kriminelle Handlungen mittels Kommunikationstechnologien, etwa über das Internet. Der finanzielle Verlust aus den verschiedenen Delikten schlage im Durchschnitt für ein Unternehmen mit rund zwei Millionen Euro zu Buche.
Deutschland stärker betroffen als Nachbarländer
Weltweit hatte PwC Vorstände und Geschäftsführer von 3623 Unternehmen befragt - davon 1476 in Westeuropa und 150 in Deutschland. Hier ging die Wirtschaftskriminalität im Vergleich zu den Ergebnissen der 2001er-Umfrage um acht Prozent zurück.
"Auf Grund unserer Erfahrungen ist es jedoch unwahrscheinlich, dass die Bedrohung in Deutschland signifikant abgenommen hat", sagt Karl-Heinz Maul, von der Abteilung Dispute Analysis & Investigations bei PwC. "Sicher ist, dass die Wirtschaftskriminalität sich hier zu Lande immer noch auf einem hohen Niveau leicht über dem westeuropäischen Durchschnitt bewegt." Dabei seien große Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern mit einem Anteil von 48 Prozent deutlich häufiger betroffen als kleinere Unternehmen (37 Prozent).
Von den befragten Topmanagern gingen 21 Prozent davon aus, dass Falschbilanzierung das häufigste Delikt sei. Tatsächlich beträgt der Anteil lediglich sechs Prozent. "Diese Überwertung überrascht jedoch vor dem Hintergrund der Medienberichterstattung über die aufgedeckten Finanzskandale in jüngster Vergangenheit kaum", konstatiert Steffen Salvenmoser, Wirtschaftskriminalitäts-Experte bei der Corporate Finance-Beratung von PwC."
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Drei Viertel der deutschen Unternehmen sorgen vor
Drei Viertel der deutschen Unternehmen haben präventive Maßnahmen zur Abwehr von Wirtschaftskriminalität getroffen. Dazu zählen vor allem die Mitberücksichtigung von Betrug im Risikomanagement, die Erstellung von Verhaltens-Kodizes sowie die Einrichtung von Systemen, die auf vermutete arglistige Handlungen hinweisen. 71 Prozent der deutschen Unternehmen sind sicher, dass ihre Schutzmaßnahmen besser geworden sind.
Trotzdem glauben 48 Prozent, dass sie innerhalb der nächsten fünf Jahre von Wirtschaftskriminalität betroffen sein werden. Diese im Vergleich zur Gesamtheit der westeuropäischen Unternehmen (38 Prozent) pessimistische Sicht "kann damit erklärt werden, dass deutsche Unternehmen schon heute stärker von Wirtschaftskriminalität betroffen sind", sagte Karl-Heinz Maul.
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